Jahreslese
Ausstellung der Montessori-Gesamtschule im Krefelder Kunstverein
Ab Freitag, den 29.01.2021 ist diese Ausstellung mit Arbeiten von OberstufenschülerInnen der Bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule Corona-bedingt zunächst nur online zu besuchen. Man kann aber die Werke aufrufen und sich ein Ausstellungsvideo ansehen. Die meisten Arbeiten sind aus der Qualifikationsphase, also von SchülerInnen der 12. und 13. Jahrgangsstufe.
Kooperation
Die Ausstellung ist ein Ergebnis der Kooperation der Montessori-Gesamtschule mit dem Kunstverein. So besuchen Montessori-SchülerInnen z.B. Ausstellungen im Kunstverein und führen vor Ort Gespräche mit KünstlerInnen und VereinsvertreterInnen. Kooperativ ist auch die Malerin Karin Kneffel zum Gespräch in die Montessori-Gesamtschule eingeladen worden, aber auch dieses Projekt musste wegen Corona abgesagt werden. Ein neuer Gesprächstermin ist für Ende März 2021 geplant.
Objektkästen, Augen und Selbstbildnisse
Im Erdgeschoss nahe der Glasfront zum Westwall sind beiderseits des Eingangs insgesamt fünf Objekte zu sehen. Diese Gitterkästen stellen eine Auseinandersetzung der Schülerinnen mit eigenen Erinnerungen dar. Luisa Handrichs Erinnerungsobjekt (siehe Foto) weist zunächst zwei mit einem rosafarbenen Stoff überzogene Köpfe auf, der höherstehende Kopf ist ein Januskopf als Symbol der Zwiespältigkeit. Diese Gesichter sind mit einer Pinocchio-Nase verbunden, ein Hinweis auf die Häufigkeit von Lügen. Am Objektboden ragen rote Spiegelspitzen hervor, sie verweisen auf den Brand in Luisas Wohnung. „Dieses Feuer habe ich mit Furcht und einem Trauma erlebt“, äußert Luisa.
Auf der linken Ausstellungswand sind sechs großformatige, farbige Zeichnungen zu sehen, die als Hauptmotiv Augen zeigen. Die Zeichnung von Johanna Hölters besteht aus zwei „Augenwänden“. „Die Pupillen auf der rechten Seite beinhalten schöne Erinnerungen und auf der linken Seite vermitteln sie das Unschöne wie das Sterben meines Onkels.“ Alle diese erinnerungsbezogenen Arbeiten sind auch eine Auseinandersetzung mit der Künstlerin Louise Bourgeois.
An der rechten Ausstellungswand sind zwölf großformatige Selbstbildnisse in Acryl auf Leinwand zu sehen. Leonie Baumbach (siehe Foto) zeigt sich in einer sehr naturalistischen Malweise. „Besonders wichtig sind mir aber auch einzelne Stofflichkeitsillusionen“, so Leonie.
Familienbildnisse und Straßen
Im Treppenaufgang sind Fotoarbeiten zu sehen. Leonie von Egloffstein zeigt Variationen von eigenen Familienbildnissen, Malte Reiss präsentiert zwölf menschenleere Krefelder Straßen und Miriam Garau Serra erzählt Familiäres in einer achtteiligen Sequenz als StoryArt.
Krieg, Frieden und Märchen
In der ersten Etage werden zunächst gesellschaftskritische Arbeiten gezeigt. Direkt links sind Umgestaltungen zu Edvard Munchs „Geschrei“ (Holzschnitt) zu sehen und achtzehn grafische Aktualisierungen zu Goyas „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“. Die Zeichnung von Annika Noell (siehe Foto) thematisiert Umweltzerstörung und Klimawandel. In der Raummitte sind Objekte zum Aspekt „Krieg und Frieden“ zu finden. In der hinteren Raumecke befinden sich zwölf grafische Illustrationen zu Märchen, der jeweilige Grundtenor ist düster und fantastisch.
Ungetüme, Lockdown und Covid-19
Im hintersten Raum werden vierzehn großformatige, farbige Arbeiten mit körperhaften Ungetümen gezeigt, Politikerportraits z.B. von Merkel, Putin oder Trump sind eingearbeitet. Das Werk von Luisa Handrich (siehe Foto) zeigt Donald Trump mit Hörnern und ausgestreckter Zunge, der Oberkörper steht für seine Weltdominanz als ehemals mächtigster Politiker, aber der Unterkörper steht sehr unsicher, vieles wirkt fragil. In der rechten Raumecke sind neun Collagen zum Aspekt Covid-19 ausgestellt und ein Objekt zum Lockdown. Der „Vogelkäfig“ von Hanna Kroll und Jana Voigt (siehe Foto) verdeutlicht den Corona-bedingten Lockdown. „Der Käfig als Wohnung steht für Schutz und zeitweises Gefangensein. Die Stofffragmente vermitteln Gemütlichkeit, das dominante Vorhängeschloss verhindert aber ein Verlassen der Wohnung. Im Innen- und Außenraum machen sich schon Spinnen breit,“ so die beiden Schülerinnen.
Die Collagearbeiten zum Coronavirus sind eine Auseinandersetzung mit der Dada-Künstlerin Hannah Höch. Es liegt gestalterisch eine Konzentration auf Gesicht bzw. Person vor, auf die typischen Buchstaben-Einklebungen Höchs ist zumeist verzichtet worden.
Der Kunstverein hofft, dass die Ausstellung ab dem 15. Februar 2021 analog zu besuchen ist.