Qui non è pagato! Hier wird nicht bezahlt!
„, Qui non è pagato! Hier wird nicht bezahlt!‘, hab ich geschrien“. So beginnt Antonia ihren Bericht über den Aufstand im Supermarkt für ihre Freundinnen Margherita und Giulia, die wegen Corona in Not geraten sind. Da Antonias Mann Giovanni gesetzestreu und der Polizeiapparat den Frauen auf den Fersen ist, verstecken sie die Beute überall in der Wohnung – und unter Margheritas Mantel. Aus dieser vermeintlichen „Schwangerschaft“ entwickelt sich ein Labyrinth aus Lügen, in dem sich alle beteiligten Personen verirren und das einen Polizisten sogar fast das Leben kostet.
So wie wir sind auch die Figuren im diesjährigen Stück des Literaturkurses stark von Corona betroffen. Das Stück sollte aber eigentlich in einer anderen Fassung aufgeführt werden. Bereits im letzten Jahr hatten wir das Originalstück „Bezahlt wird nicht“ von Dario Fo in unsere ‚Vor-Corona-Moderne‘ umgeschrieben. Wir waren so gut wie aufführungsbereit, als uns Corona eine Woche vor der Premiere das erste Mal einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte und wir die Aufführung absagen mussten. Also hieß es für den Literaturkurs in diesem Jahr: noch einmal umschreiben – mit Masken, Sicherheitsabstand und Hamsterkäufen.
Der gesamte Probenalltag lief anders als gewohnt ab, und zwar nicht nur deshalb, weil dieses Jahr während der Proben nicht eine Anzugshose gerissen ist, sondern gleich zwei dran glauben mussten. Für unsere Mägen war wahrscheinlich der Verlust unseres geliebten Kuchenrituals am gravierendsten, allerdings ermöglichte uns diese Tatsache, die Lebensmittelknappheit, mit der unsere Charaktere zu kämpfen hatten, besser nachzuvollziehen. Die verminderte Kursgröße hatte zur Folge, dass alle für Alles zuständig waren, was zwar anstrengend war, aber definitiv auch zu einem stärkeren Teamgefühl geführt hat. Am gewöhnungsbedürftigsten für die Schauspieler aber waren die wegen des Lockdown angesetzten Onlineproben via Teams, in denen wir Requisiten und Bühnenbild gegen unsere Zimmer eintauschten. Dennoch waren diese Proben eine bereichernde Erfahrung, da wir lernten zu improvisieren und uns vom (in der ersten Teams-Probe noch halb geschummelt abgelesenen) Text zu lösen.
Als die Schule dann wieder begann, mussten wir uns einigen neuen Herausforderungen stellen. Die Masken, die wir zuvor in Szenen mit genügend Abstand ausziehen durften, waren jetzt Dauerbegleiter. Das bedeutete: deutlich lauteres Sprechen und am Ende der Proben deutlich stärkere Heiserkeit.
Die letzte Phase war dann aber wieder gewohnt hektisch. In allen Bereichen ging es immer stärker auf den ‚letzten Feinschliff‘ zu: die Kleider waren inzwischen fertiggestellt und die Kostümfraktion begann alle Schauspieler zu schminken. Requisite und Technik arbeiteten Hand in Hand, um Herrn Schücker-Hermanns Last-Minute-Wünschen gerecht zu werden. Das PR-Team war damit beschäftigt, die letzten Kameraeinstellungen festzulegen, da wir dieses Jahr nicht wie üblich drei große Aufführungen mit je 300 – 400 Besuchern veranstalten konnten. Stattdessen sollte ein Film aufgenommen werden, damit wir alle eine Erinnerung haben würden – ein großer Fortschritt im Vergleich zur letztjährigen Produktion. Trotzdem lag über den Proben eine gewisse Unsicherheit, da man sich bezüglich einer Premiere nicht sicher sein konnte.
Die heiß ersehnte Premiere konnte dann leider nur in kleinem Rahmen vor dreißig gespannten Lehrkräften unserer Schule stattfinden. Unsere Aufgabe war es, die verfügbaren Plätze so erfolgreich wie möglich im Kollegium zu vermarkten. Wir wurden in der Woche vor der Premiere also von begnadeten Schauspielern zu großartigen Werbeagenten. Am Tag der Premiere waren alle aufgeregt und froh über das ‚volle Haus‘ – in diesen Zeiten haben wir ja gelernt, mit Kleinigkeiten zufrieden zu sein. Am Ende waren alle Beteiligten sehr zufrieden mit unserer Leistung, auch weil die von den Lehrerinnen und Lehrern erzeugte Stimmung (sie lachten an all den Stellen, an die wir uns in im Laufe der Zeit schon zu sehr gewöhnt hatten) unser Spiel sehr beflügelte. Nach dem Schlussapplaus, der Verbeugung und dem Dank an Herrn Schücker-Hermanns und Frau Güttsches-Huschka, die uns bei jeder Probe mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatten, bedankten unsere Lehrerinnen und Lehrer sich mit einer großzügigen Spende für die von uns gelieferte Unterhaltung in dieser kulturarmen Zeit.
Wir alle blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf unsere diesjährige Produktion zurück: Einerseits war es wirklich frustrierend, nie zu wissen, was sich nächste Woche für unser Team ändern würde und ob es tatsächlich zu einer Aufführung kommen könnte; andererseits waren die Proben, obwohl wir wegen des fehlenden Kuchens alle ständig am Rande des Verhungerns waren, immer ein erfrischender Teil des Schultages und wir sind als Gruppe fest zusammengewachsen.
Jonathan Mangler, Matthias Akyel und Maja Kiehne